Manfred K. kam im Herbst 1955 nach Hamburg. Da er sich in der DDR nicht systemkonform verhielt, wurde ihm schnell klar, dass er keinerlei Chancen haben würde, nach dem Abitur studieren zu dürfen. So entschloss er sich zur Flucht und verließ die DDR noch vor seinem Abitur. Zunächst erreichte er Westberlin, wo er Verwandte hatte. Da er einen Interzonenpass hatte, konnte er mit dem Zug in den Westen fahren. Aus Westberlin ging es über Büchen nach Uelzen. Über Uelzen kam er nach Sandbostel. Hier befand sich ab den 1950er Jahren ein Notaufnahmelager für junge männliche Geflüchtete aus der DDR. Nach etwa sechs Wochen Aufenthalt in Sandbostel und einem Aufnahmeverfahren, das er hier durchlief, erhielt Manfred zunächst seine Zulassung für den Aufenthalt in Nordrhein-Westfalen. Zudem bekam er hier den Vertriebenen- und Flüchtlingsausweis „C“. Von Sandbostel ging es für ihn weiter nach Hamburg. Hier wohnte seine Schwester sowie sein Onkel und seine Tante. Bei ihnen in Altona kam er auch in der ersten Zeit seiner Ankunft unter. Nachdem Manfreds Eltern in Hamburg eintrafen, wurde die Familie in der Lettow-Vorbeck-Kaserne untergebracht, in der sie acht Wochen lebten. Da Manfred in dieser Zeit eine Lehrstelle gefunden hatte und auch sein Vater einen Job in Hamburg bekam, durften sie ins Aufnahmelager nach Finkenwerder. Hier lebte er mit seinen Eltern für rund vier Monate in den Unterkünften. Manfred sagt, dass Hamburg ein Anziehungspunkt für viele in dieser Zeit war. So war die Hansestadt ihm als bis dahin unbekannte Großstadt ein Inbegriff der freien Welt. In Hamburg hat er sein Abitur nachgeholt; er selbst sagt, dass er dadurch eine ganz neue Sichtweise auf Politik und Geschichte bekommen hat.
Manfred K. war in seiner Zeit in der Lettow-Vorbeck-Kaserne Teil einer Schauspielgruppe. Hier sieht man ihn bei der Aufführung des Stückes „Des Königs Schatten“ in der Kaserne (Copyright: Zeitzeuge Manfred K.)