Zeitzeug:in

Wolfram und Sebastian

Wolfram, geboren in Buttstädt in Thüringen, hatte dort seine Praxis als niedergelassener Arzt. Dennoch reifte der Wunsch, die DDR verlassen zu wollen. Den ersten Ausreiseantrag stellten Wolfram und seine Frau Sonja im Januar 1980. Dieser wurde wie die folgenden Anträge, die sie stellten, abgelehnt. Wegen angeblicher politischer Aktivitäten wurden sie im Jahr 1983 festgenommen — einen Tag vor Wolframs Geburtstag. Sie kamen in Untersuchungshaft in Erfurt und wurden anschließend verurteilt. Ihre Haftstrafen mussten Wolfram und Sonja in verschiedenen Gefängnissen in Naumburg und Hoheneck antreten. Während der Haftzeit seiner Eltern kam Sebastian bei Onkel und Tante unter. Als Ritual schnitten sie jeden Abend einen Zentimeter von einem Maßband ab für jeden Hafttag der Eltern in der Hoffnung, dass die Eltern freikommen, bevor das Maßband endet.1984 wurden Wolfram und Sonja von der Bundesrepublik freigekauft und durften ausreisen. Mit dem Bus kamen sie über Gießen nach Hamburg. 

Sebastian und seine Schwester durften ihren Eltern nach deren Entlassung rund zwei Monate später folgen und ebenfalls aus der DDR ausreisen. Ihre Reise mit dem Zug begann in Leipzig und endete am Bahnhof Hamburg Altona. Die Familie kam zunächst bei einem Freund unter, von dem Wolfram sagt, dass er der Grund war, warum sie überhaupt in Hamburg geblieben sind. Ihre erste Wohnung hatten sie in der Max-Brauer-Allee. Ab 1987 hatte Wolfram eine eigene Praxis in Hamburg. 

(Un)sichtbare orte von Wolfram und Sebastian

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Persönliche Dokumente/Quellen

Der Arztausweis, den Wolfram kurz nach seiner Ankunft in Hamburg erhalten hat (Copyright Zeitzeuge Wolfram)

»Orte der (Un-)Sichtbarkeit« ist ein Kooperationsprojekt des Arbeitsfeldes Public History der Universität Hamburg und der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg. Es wird im Bundesprogramm »Jugend erinnert«, in der Förderlinie SED-Unrecht der Bundesstiftung Aufarbeitung gefördert.

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