Zeitzeug:in

Richard

Richards Vater, Konditormeister und Bäcker, floh im Jahr 1955 mit der S-Bahn über Eberswalde nach Berlin. Richard und sein Bruder folgten ihm. Auch Richard war Bäcker. Gemeinsam mit dem Vater haben sie eineinhalb Jahre in Berlin gelebt und in einer Bäckerei gearbeitet. Vor seiner Flucht hat Richard seine Frau kennengelernt, die zunächst ihre Lehre beendete und dann nach Westberlin hinterher kam, wo die beiden wenig später heirateten. Da das Auskommen in der Bäckerei in Berlin für die Familie nicht ausreichte, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, entschieden sie sich nach Hamburg zu gehen. Dort kamen sie am 17.Juni 1957 an. Von dieser Ankunft wird Richard später sagen: „Ich bin vom Hauptbahnhof in Hamburg weitergefahren zum Dammtor und wie ich dann die Binnenalster und die Außenalster gesehen habe, da hab' ich gesagt: ‚Und das ist deine Stadt, hier gehst du nie wieder weg!‘“

Richard arbeitete zunächst weiterhin als Bäcker. Durch eine Krankheit, das sogenannte Bäckerasthma, konnte er diesem Beruf jedoch nicht weiter nachgehen. Richard fand schnell einen neuen Job und lieferte Bäckerwaren aus. Durch Kontakte gelangten er und seine Frau zunächst an eine möblierte Wohnung. Durch einen glücklichen Zufall lernten sie auf einer Urlaubsreise im Jahr 1959 ein Ehepaar kennen, das Kontakte zu einer Hamburger Wohnungsgenossenschaft hatte. Daraufhin fanden sie eine Wohnung in Rahlstedt. Richard berichtet, dass dort nach dem Mauerbau 1961 alle Straßen nach Berliner Stadtteilen benannt wurden. Auch heute noch sieht man dies an den Straßennamen rund um die Lettow-Vorbeck-Kaserne: Köpenicker Straße, Charlottenburger Straße, Wilmersdorfer Straße, Schöneberger Straße…

(Un)sichtbare orte von Richard

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»Orte der (Un-)Sichtbarkeit« ist ein Kooperationsprojekt des Arbeitsfeldes Public History der Universität Hamburg und der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg. Es wird im Bundesprogramm »Jugend erinnert«, in der Förderlinie SED-Unrecht der Bundesstiftung Aufarbeitung gefördert.

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