Zeitzeug:in

Marlen

Marlens Weg nach Hamburg beginnt mit der Flucht ihres Vaters 1954. Für Marlens Familie war der 17. Juni 1953 ein Zeichen der Hoffnung, dass sich die Verhältnisse in der DDR verbessern würden. Als dies nicht eintraf und sich die wirtschaftliche Situation sogar noch weiter verschlechterte, beschloss ihr Vater 1954 nach Hamburg zu fliehen. Marlen, ihr jüngerer Bruder und ihre Mutter kamen später hinterher. Aus Neubrandenburg ging es zunächst nach Berlin, wo sie am 5. Juli 1954 ankamen. Dort verbachten sie zwei Monate bei Verwandten bis sie aus dem zentralen Aufnahmelager in Berlin-Marienfelde am 4. September 1954 nach Hamburg zum Vater ausgeflogen wurden. Als die Familie in Hamburg wieder vereint war, lebten sie sehr beengt mit zehn Menschen in einem Zimmer in einem abgetrennten Teil der Lettow-Vorbeck-Kaserne zusammen. Durch die Lagerseelsorge in der Kaserne konnte die Familie das erste Weihnachten in Büsum verbringen. Die Familie lebte bis zum Mai 1955 in der Kaserne. Da Marlens Vater einen Job gefunden hatte, durfte die Familie in Hamburg bleiben und kam in das Durchgangslager Finkenwerder. Marlen und ihr Bruder Hans-Joachim gingen erst in die Lagerschule des Durchgangslagers Lettow-Vorbeck und danach in die nahegelegene Schule an der Bovestraße. Da die Familie nicht wusste, wo sie eine Wohnung bekommen würde, gingen Marlen und Hans-Joachim auch nach der Übersiedlung nach Finkenwerder weiterhin in die Boveschule und mussten so täglich mehrere Stunden Schulweg auf sich nehmen. Letztlich konnte die Familie im August 1956 in eine Neubausiedlung in Hamburg Lurup ziehen.

AUDIOFILES

Fluchtgründe

Flucht, Ausreise, politische Haft

Hamburg als Sehnsuchtsort

Persönliche Dokumente/Quellen

In diesem Schulaufsatz fasste Marlens Bruder Hans-Joachim auf über 80 Seiten seine Kindheit und die Flucht der Familie zusammen (Copyright: Zeitzeugin Marlen)

Marlen und ihr Bruder Hans-Joachim mit ihren Eltern und der Großmutter im Durchgangslager Finkenwerder (Copyright: Zeitzeugin Marlen)

Der "Ausweis für Vertriebene und Flüchtlinge" vom Vater von Marlen und Hans-Joachim (Copyright: Zeitzeugin Marlen)

Der Ausflug nach Büsum, der Marlen und ihrer Familie über die Lagerseelsorge in der Lettow-Vorbeck-Kaserne ermöglicht wurde (Copyright: Zeitzeugin Marlen)

Die Silberhochzeit von Marlens Eltern im Jahr 1963. In dem Jahr fühlte Marlen, dass sie in Hamburg angekommen war (Copyright: Zeitzeugin Marlen)

»Orte der (Un-)Sichtbarkeit« ist ein Kooperationsprojekt des Arbeitsfeldes Public History der Universität Hamburg und der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg. Es wird im Bundesprogramm »Jugend erinnert«, in der Förderlinie SED-Unrecht der Bundesstiftung Aufarbeitung gefördert.

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