Zeitzeug:in

Evelin

1972

Der Flucht von Evelin 1973 gingen Jahre einer Beziehung diesseits und jenseits der Mauer voraus. Evelin aus Schwerin lernte mit 16 Jahren Peter aus Hamburg kennen. Durch das gemeinsame Interesse an Literatur und den Austausch darüber näherten sich die beiden an, bis daraus eine Liebesbeziehung entstand. Sie trafen sich regelmäßig in Berlin und Schwerin, bis sie sich schließlich verlobten. Evelin stellte daraufhin mehrere Ausreiseanträge aufgrund von Familienzusammenführung, die jedoch immer wieder abgelehnt wurden. Der letzte Antrag wurde genehmigt, aber kurzfristig wieder zurückgenommen. Evelin war zu diesem Zeitpunkt bereits schwanger und Peter und sie beschlossen sehr spontan die Flucht. Peter übernahm dabei die Planung. Eine erste Testfahrt von Peter mit einem Leihwagen über die Transitstrecke nutze er, um geeignete Punkte auf der Strecke abzufahren, an denen es möglich war, Evelin ungesehen im Auto zu verstecken. Danach wurde es konkret: an einem verabredeten Termin fuhren Evelin und ihr Vater nach Berlin. Hier trafen sie sich mit Peter. Evelin und ihr Vater fuhren dann auf der Transitstrecke auf einen Parkplatz, Evelin stieg ins Auto von Peter. Am nächsten Rastplatz und kurz vor der Grenze stieg Evelin dann in den Kofferraum. Evelin und Peter hatten ein Zeichen ausgemacht: wenn alles gut ginge und er es über die Grenze geschafft hatte, sollte er dreimal hupen. In Helmstedt, mittlerweile schon im Gebiet der Bundesrepublik, konnte Evelin dann aus dem Kofferraum steigen und sie fuhren gemeinsam nach Hamburg. 

AUDIOFILES

Persönliche Dokumente/Quellen

Portraits von Evelin und Peter Anfang der 1970er Jahre (Copyright: Zeitzeugin Evelin)

Aktuelle Aufnahme von Evelin und Peter (Copyright: Theresa Hertrich)

Evelin und Peter nach der Flucht in ihrer Wohnung in Hamburg. Evelin wusste während ihrer Flucht noch nicht, dass sie Zwillinge bekommen würden (Copyright: Zeitzeugin Evelin)

»Orte der (Un-)Sichtbarkeit« ist ein Kooperationsprojekt des Arbeitsfeldes Public History der Universität Hamburg und der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg. Es wird im Bundesprogramm »Jugend erinnert«, in der Förderlinie SED-Unrecht der Bundesstiftung Aufarbeitung gefördert.

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