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Ingeborg

Der 17. Juni 1953 war für Ingeborg und ihre Familie von besonderer Bedeutung. Ihr Vater war an Protestaktionen beteiligt und erfuhr 1954, dass ihm, wie vielen anderen, eine Gefängnisstrafe drohte. Aus diesem Grund beschlossen Ingeborgs Eltern, die DDR, zunächst getrennt voneinander, zu verlassen. Ingeborgs Vater war Musiker und machte sich als erster unter dem Vorwand einer Konzertreise auf den Weg nach Hamburg. In den Osterferien 1955 folgten Ingeborg und ihre Mutter ihm. Sie kamen zunächst bei Ingeborgs Tante unter, die als sogenannte Butenhamburgerin seit 1953 wieder in Hamburg lebte. Diese nahm die Familie auf und so lebten sie für vier Jahre gemeinsam in einem Zimmer in Harvestehude. Die erste Zeit in Hamburg jobbte Ingeborgs Vater nächtelang als Musiker, ihre Mutter arbeitete in diversen Hotels und auf verschiedenen gastronomischen Veranstaltungen, wie zum Beispiel bei der Neueröffnung der Staatsoper oder auf der Kieler Woche. Ende 1958 waren beide wieder selbständig mit der ersten Holsten-Pilsener-Stube in Hamburg Hoheluft. Die Holstenbrauerei hatte ihnen ein Lokal anvertraut. Nachdem das Lokal trotz einem Jahr Arbeit ohne Ruhetag finanziell nicht tragbar war, bewarben sich Ingeborgs Eltern um die Kantine im damaligen Arbeitsamt am Berliner Tor und bekamen den Zuschlag. Wenig später bewarben sie sich um das Casino der Behörde für Wirtschaft und Verkehr und bekamen auch hier den Zuschlag. Hier kam Ingeborg mit vielen Menschen der Hamburger Politiklandschaft in Kontakt. Auch Helmut Schmidt war regelmäßig Gast. Vor allem die Diskussionen rund um die Flutkatastrophe 1962 blieben Ingeborg dabei im Gedächtnis. Sie sagt, dass dies eine große Zeit für sie und ihre Eltern waren — gerade für sie als „Quiddjes“. 

(Un)sichtbare orte von Ingeborg

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Persönliche Dokumente/Quellen

Die Visitenkarte von Ingeborgs Vater, nachdem die Eltern das Casino der Behörde für Wirtschaft und Verkehr übernommen haben (Copyright: Zeitzeugin Ingeborg)

Der 60. Geburtstag von Ingeborgs Vater nach ihrer Ankunft in Hamburg (Copyright: Zeitzeugin Ingeborg)

»Orte der (Un-)Sichtbarkeit« ist ein Kooperationsprojekt des Arbeitsfeldes Public History der Universität Hamburg und der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg. Es wird im Bundesprogramm »Jugend erinnert«, in der Förderlinie SED-Unrecht der Bundesstiftung Aufarbeitung gefördert.

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