Platz der Deutschen Einheit - Tag der Deutschen Einheit
Direkt an der Elbe befindet sich der Platz der Deutschen Einheit. Auf diesem Platz vor der Elbphilharmonie steht ein Stück der Berliner Mauer. In Deutschland gibt es viele Straßen und Plätze, die an die Deutsche Einheit erinnern. Seit der Wiedervereinigung stehen an verschiedenen Orten Mauerstücke, um an die deutsche Teilung bis 1989 zu erinnern. Der Tag der Deutschen Einheit ist ein gesetzlicher Feiertag und wird jedes Jahr am 3. Oktober gefeiert. Heute noch wird dieses Datum unterschiedlich bewertet. Für manche ist es einfach nur ein freier Tag. Für andere ist er ein wichtiger Tag, weil sie ihn mit ihrer eigenen Geschichte verbinden...
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Trostbrücke 1 - „nur 'ne Adresse in Hamburg“?
Die Trostbrücke 1, ein Ort, der wie gemacht scheint, um Trost und Hilfe zu finden. Hier befand sich seit 1970 die Hilfsorganisation „Flüchtlingsstarthilfe“. Sie stand mit Rat, Tat und Sachspenden zur Seite und vermittelte an wichtige Anlaufstellen in Hamburg. Der Verein arbeitete eng mit den „Helfenden Händen“ zusammen. Durch ihre Aktivitäten gerieten sie ins Visier der Stasi, die solche Organisationen als feindlich betrachtete und sie daher auch in Hamburg intensiv beobachtete...
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Jungfernstieg - „da habe ich Hamburg so richtig inhaliert“
Der Jungfernstieg – Flaniermeile … Prachtboulevard … die „gute Stube“, einer der bekanntesten Orte Hamburgs. Zeitzeug:innen, ob sie nun in den 1950er oder 1980er Jahren aus der DDR nach Hamburg gekommen sind, haben vor dem Hintergrund ihrer ganz persönlichen Geschichte des Ankommens besondere Erfahrungen mit dem Jungfernstieg gemacht...
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Hanseviertel - „boah, ich bin hier voll im Wunderland gelandet“
Das Hanseviertel ist ein Ort, an dem viele Eindrücke zusammenkommen. Es geht hier nicht nur um den Mangel in der DDR im Vergleich zum Überfluss im Westen, sondern vor allem um ganz persönliche Eindrücke und Erinnerungen: Erinnerungen an Gerüche, Eindrücke von Kindern und Erwachsenen, Eindrücke von der Großstadt im Gegensatz zum Dorf, Eindrücke, die überwältigten oder solche, die völlig erwartet daherkamen...
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Platz der Deutschen Einheit
Platz der Deutschen Einheit - Tag der Deutschen Einheit
Direkt an der Elbe befindet sich der Platz der Deutschen Einheit. Auf diesem Platz vor der Elbphilharmonie steht ein Stück der Berliner Mauer. In Deutschland gibt es viele Straßen und Plätze, die an die Deutsche Einheit erinnern. Seit der Wiedervereinigung stehen an verschiedenen Orten Mauerstücke, um an die deutsche Teilung bis 1989 zu erinnern. Der Tag der Deutschen Einheit ist ein gesetzlicher Feiertag und wird jedes Jahr am 3. Oktober gefeiert. Heute noch wird dieses Datum unterschiedlich bewertet. Für manche ist es einfach nur ein freier Tag. Für andere ist er ein wichtiger Tag, weil sie ihn mit ihrer eigenen Geschichte verbinden...
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Direkt an der Elbe stehen wir auf dem Platz der Deutschen Einheit. Im Hintergrund sehen wir die Elbphilharmonie und davor ein Stück der Berliner Mauer. In Deutschland gibt es viele Straßen und Plätze, die an die Deutsche Einheit erinnern. Seit der Wiedervereinigung stehen an verschiedenen Orten Mauerstücke, um an die deutsche Teilung bis 1989 zu erinnern. Vielleicht habt ihr sogar schon mal ein Mauerstück außerhalb Hamburgs oder Deutschlands gesehen? Der Tag der Deutschen Einheit ist ein gesetzlicher Feiertag und wird jedes Jahr am 3. Oktober gefeiert. Aber warum feiern wir ihn ausgerechnet an diesem Datum? Nach dem Mauerfall hatte der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl den neuen Nationalfeiertag vorgeschlagen und dafür den Tag des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik Deutschland ausgewählt. Die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten fand am 3. Oktober 1990 statt. Heute noch wird dieser Feiertag unterschiedlich bewertet. Für manche ist es einfach nur ein freier Tag. Für andere ist es ein wichtiger Tag, weil sie ihn mit ihrer eigenen Geschichte verbinden. Wir haben Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gefragt, welche Bedeutung der Tag der Deutschen Einheit für sie hat. Ihre Geschichten hören wir jetzt. Für Heike ist der 3. Oktober einfach nur ein weiterer freier Tag. Sie kann mit dem Datum nichts anfangen, da es für sie zu künstlich ist. Audio Heike Bundesregierung und Ministerpräsidenten beschlossen, dass der Tag der Deutschen Einheit in jedem Jahr mit einem großen Bürgerfest gefeiert werden soll – und zwar jedes Jahr in einem anderen Bundesland. Für Günter geht dieses Fest aber ein bisschen an der Bevölkerung vorbei. Audio Günter 2023 wird der Tag der Deutschen Einheit wieder in Hamburg gefeiert. Für Gitte ist der Ort egal. Viel wichtiger als Gedenkfeiern wäre ihr ein aktives Miteinander. Audio Gitte Im Gegensatz dazu hat es für Marlen eine besondere Bedeutung, dass die Feierlichkeiten in Hamburg stattfinden, da nach wie vor viele Menschen aus der ehemaligen DDR hier leben. Audio Marlen Gerade in einer Großstadt wie Hamburg, die oft als „Tor zur Welt“ bezeichnet wird, ist es für Henriette wichtig, dass die Erinnerung an Unrecht in der DDR nicht verblasst. Audio Henriette Auch für Sebastian ist es wichtig, daran zu erinnern, dass die DDR eine Diktatur war und diese noch gar nicht so lange her ist. Audio Sebastian Sarah Victoria betont, dass gerade der Tag der Deutschen Einheit überall gefeiert werden sollte, damit sich Menschen verbundener fühlen. Audio Sarah Victoria Wir haben jetzt verschiedene Stimmen zum Tag der Deutschen Einheit und zur Erinnerung an die deutsch-deutsche Geschichte in Hamburg gehört. Was haltet ihr vom Tag der Deutschen Einheit? Ist er für euch wie für Heike einfach nur ein weiterer Feiertag? Ist er für euch wichtig? Sebastian hat gesagt, dass er nicht genau weiß, wie man diesen Tag feiern sollte. Gefällt euch, wie der Tag gefeiert wird? Wie würdet ihr ihn gerne feiern? Während ihr jetzt etwas Zeit habt, über diese Fragen nachzudenken, schlendert mal über den Platz und schaut euch das Mauerstück genauer an. Wir treffen uns wieder an der Trostbrücke 1. Bis gleich!
Trostbrücke 1
Trostbrücke 1 - „nur 'ne Adresse in Hamburg“?
Die Trostbrücke 1, ein Ort, der wie gemacht scheint, um Trost und Hilfe zu finden. Hier befand sich seit 1970 die Hilfsorganisation „Flüchtlingsstarthilfe“. Sie stand mit Rat, Tat und Sachspenden zur Seite und vermittelte an wichtige Anlaufstellen in Hamburg. Der Verein arbeitete eng mit den „Helfenden Händen“ zusammen. Durch ihre Aktivitäten gerieten sie ins Visier der Stasi, die solche Organisationen als feindlich betrachtete und sie daher auch in Hamburg intensiv beobachtete...
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Seht ihr den gelben Briefkasten? Hinter den Türen dieses Gebäudes beginnt die Geschichte der Trostbrücke 1, von der uns Heike nun erzählt. Audio Heike Die Trostbrücke 1 ist eines der vielen Kontorhäuser in Hamburg. Es dient noch heute als Firmensitz der Reederei F. Laisz. In diesem Gebäude befand sich seit 1970 die Hilfsorganisation „Flüchtlingsstarthilfe“. Die Trostbrücke 1 – ein Ort, der wie gemacht scheint, um Trost und Hilfe zu finden, meint auch Henriette. Audio Henriette Viele Menschen, die wie Henriette aus der DDR kamen, wurden nicht nur von der „Flüchtlingsstarthilfe“, sondern auch vom „Hilfswerk der Helfenden Hände“ unterstützt, das zeitweise in Altona untergebracht war. Die Helfenden Hände und die Flüchtlingsstarthilfe arbeiteten eng zusammen. Gegründet wurden beide in den 1950er Jahren von engagierten Frauen, die in Hamburg gut vernetzt waren. Manfred K. berichtet von seinen Erfahrungen mit der Flüchtlingsstarthilfe zu dieser Zeit. Audio Manfred K. Zu den Gründungsmitgliedern der Flüchtlingsstarthilfe gehörten Marion Gräfin Dönhoff, Herausgeberin der ZEIT von 1973 bis 2002, sowie Barbara Oster, die ältere Hamburgerinnen und Hamburger vielleicht noch durch ihre Zeitungs-Rubrik "Barbara bittet ..." kennen. Dort bat sie regelmäßig um Unterstützung für die Ankommenden. Das Hilfswerk der Helfenden Hände wurde von der Reeders-Frau Dora Fritzen ins Leben gerufen. Die Helfenden Hände haben nicht nur den Menschen bei ihrer Ankunft in Hamburg geholfen, sondern auch Hilfspakete in die DDR geschickt. Die Hilfsorganisationen finanzierten ihre Arbeit hauptsächlich durch Spenden. Neben Kleider- und Möbelspenden aus der Bevölkerung waren sie auf Geld angewiesen. Auch Kirchen und Parteien riefen zur Unterstützung auf und Unternehmer wie der Verleger Axel Springer folgten dem Aufruf mit jährlichen Zahlungen an die Helfenden Hände. Die Flüchtlingsstarthilfe stand mit Rat, Tat und Sachspenden zur Seite und vermittelte an wichtige Anlaufstellen in Hamburg. So erhielt Heike über die Flüchtlingsstarthilfe Kontakte zur Universität und Manfred K. einen Schreibmaschinenkurs, der für ihn der Startschuss für eine Lehre in Hamburg war. Audio Heike Audio Manfred Während Heike 1989 nach Hamburg gekommen ist, kamen Wolfram und Eckhard bereits Anfang der 1980er in Hamburg an. Die drei erzählen uns, wie die Unterstützung jeweils aussah. Audio Eckhard Audio Wolfram Audio Heike Heike berichtet weiter, wie sie überhaupt von diesen Hilfsangeboten an der Trostbrücke erfahren hatte. Audio Heike Wie wir gerade bei Heike gehört haben, war die privat organisierte Hilfe schnell und unbürokratisch. Die Unterstützung ging aber noch viel weiter. Wenn Menschen aus der DDR fliehen wollten, wählten sie manchmal Fluchthilfeorganisationen, die ihnen über die Grenze helfen sollten. Die Fluchthilfe kostete viel Geld, das nach der Flucht bezahlt werden musste, selbst dann, wenn ein Fluchtversuch scheiterte – wie im Fall von Henriette. Audio Henriette Henriette bezeichnete die Fluchthilfeorganisation, mit der sie ihren gescheiterten Fluchtversuch unternahm, als Verbrecherorganisation. Heute spricht man in Berichten von „Schleppern“, die fliehende Menschen unter widrigen Bedingungen und teilweise für viel Geld zum Beispiel über das Mittelmeer bringen. Damals haben die Helfenden Hände Menschen mit zinsfreien Krediten unterstützt, damit sie die Schulden bezahlen konnten, die durch die Flucht entstanden sind. Wer wie Henriette bei einem Fluchtversuch erwischt wurde, kam in Haft. In der DDR war der Versuch zu fliehen ein schwerwiegendes Verbrechen und man nannte die Zeit im Gefängnis „Politische Haft“. Teilweise wurde man zu sehr langen Freiheitsstrafen verurteilt. Manchmal gab es die Möglichkeit, aus dieser Haft herauszukommen, zum Beispiel durch einen sogenannten Freikauf. Die Bundesrepublik bezahlte hohe Summen, um Menschen aus der politischen Haft „freizukaufen“ und in den Westen zu holen. In diesem Zusammenhang wird immer wieder ein Name genannt: Wolfgang Vogel. Viele Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichten von ihren Erfahrungen mit dem Ostberliner Anwalt. Er wurde zu einem Vermittler zwischen Ost und West und war nicht nur ihre erste Anlaufstelle, sondern begleitete den gesamten Prozess des Freikaufs. Wie Henriette saß auch Eckhard in politischer Haft, nachdem seine Fluchtpläne vom Geheimdienst der DDR, dem Ministerium für Staatssicherheit – oder kurz: Stasi – aufgedeckt worden waren. Hören wir uns an, was die beiden nach ihrer Haftentlassung über ihre Begegnung mit Wolfgang Vogel berichten. Audio Henriette Audio Eckhard Aber was hat der Freikauf mit der Trostbrücke 1 und den Hilfsorganisationen in Hamburg zu tun? Sehr viel! Die Helfenden Hände spielten nämlich bei den Freikäufen eine wichtige Rolle und arbeiteten deshalb mit Wolfgang Vogel zusammen. Menschen, denen die Flucht aus der DDR gelungen war, wollten oft auch ihre Familien nach Hamburg holen. Dafür vermittelte die uns bereits bekannte Frau Fritzen von den Helfenden Händen einen Kontakt zu Wolfgang Vogel. Für den Freikauf musste sehr viel Geld bezahlt werden, das die Familien teilweise über Jahre angespart hatten. Dieses Geld wurde dann auf das Konto der Helfenden Hände eingezahlt und von dort aus an Wolfgang Vogel übergeben, damit auch die anderen Familienmitglieder freigekauft werden konnten. Über Jahrzehnte unterstützten sowohl die Flüchtlingsstarthilfe als auch die Helfenden Hände Menschen, die aus der DDR nach Hamburg kamen oder dies noch vorhatten. Dadurch gerieten diese und weitere Hilfsorganisationen ins Visier der Stasi, die solche Organisationen als feindlich betrachtete. Vieles von dem, was wir gerade erfahren haben, lässt sich auch mit heutigen Erfahrungen von Flucht und Ankommen verbinden. Wie und auf welchen Wegen fliehen Menschen und wer hilft ihnen? Was braucht es, um ankommen zu können? Wo holt man sich Hilfe in einer neuen Stadt und woher bekommt man wichtige Informationen? Mit diesen Fragen im Kopf geht es nun zur Reesendammbrücke am Jungfernstieg.
Jungfernstieg
Jungfernstieg - „da habe ich Hamburg so richtig inhaliert“
Der Jungfernstieg – Flaniermeile … Prachtboulevard … die „gute Stube“, einer der bekanntesten Orte Hamburgs. Zeitzeug:innen, ob sie nun in den 1950er oder 1980er Jahren aus der DDR nach Hamburg gekommen sind, haben vor dem Hintergrund ihrer ganz persönlichen Geschichte des Ankommens besondere Erfahrungen mit dem Jungfernstieg gemacht...
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Der Jungfernstieg – Flaniermeile … Prachtboulevard … die „gute Stube“, einer der bekanntesten Orte Hamburgs. Wir stehen auf der Reesendammbrücke und können von hier aus nicht nur das Rathaus sehen, sondern haben auch einen schönen Blick auf die Binnenalster und den Alsterpavillon. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, ob sie nun in den 1950er oder 1980er Jahren aus der DDR nach Hamburg gekommen sind, haben vor dem Hintergrund ihrer ganz persönlichen Geschichte des Ankommens besondere Erfahrungen mit dem Jungfernstieg gemacht. Aber warum heißt der Jungfernstieg eigentlich Jungfernstieg? Der Jungfernstieg hieß früher einmal Reesendamm. Geblieben ist von diesem Namen nur noch die Reesendammbrücke. Seit dem 17. Jahrhundert sprachen die Hamburgerinnen und Hamburger bereits vom „Jungfernstieg“. Dieser Name kommt daher, dass Hamburger Familien ihre unverheirateten Töchter – sogenannte Jungfern – dort hinschickten, um einen geeigneten Ehemann zu finden. Genau das erzählt uns auch Richard. Audio Richard Für Marlen hat der Jungfernstieg aber vor allem der Alte Wall am Rathaus eine ganz besondere Bedeutung, da sie dort ihre Ausbildung begonnen hat. Audio Marlen In den 1960er Jahren sah der Rathausplatz ganz anders aus als heute. Er war voller Verkehr und einer der wichtigsten Knotenpunkte der Stadt. Hier fuhren damals noch Straßenbahnen und Busse und direkt vor dem Rathaus befand sich ein Parkplatz. Es gab aber auch Tage, an denen der Verkehr komplett stillstand. Am 28. Mai 1965 etwa, als rund 70.000 Menschen Queen Elisabeth II. auf dem Rathausplatz zujubelten. Wie wir von Marlen erfahren haben, hat sie ganz in der Nähe gearbeitet. Sie erinnert sich sowohl daran, wie der Rathausplatz einmal ausgesehen hat, als auch an den Besuch der englischen Königin. Audio Marlen Der Jungfernstieg lädt mit seiner Lage an der Alster nicht nur zum Verweilen ein, sondern ist damals wie heute eine der zentralen Shoppingadressen der Stadt. Auch Manfred E. berichtet von seinen persönlichen Erfahrungen an diesem Ort. Audio Manfred E. Dass nach der Ankunft in Hamburg die Erwartungen nicht sofort erfüllt wurden, erzählt uns Eckhard. Für ihn war der Jungfernstieg von Beginn an ein faszinierender und schöner Ort, obwohl er und seine Frau sich anfangs die Dinge nicht leisten konnten, die sie sich im Schaufenster anguckten. Audio Eckhard Für Eckhard ist der Jungfernstieg eine Edeladresse – genau wie das Alsterhaus. Es wurde im Jahr 1912 als Filiale des Warenhauses Hermann Tietz eröffnet und ist bis heute eine der ersten Adressen für hochwertige Mode, Accessoires und Lebensmittel in Hamburg. Ingeborg findet, dass das Alsterhaus heute viel von seinem alten Charme verloren hat. Audio Ingeborg Wir haben nun die Erinnerungen von Richard, Marlen, Manfred E., Eckhard und Ingeborg gehört. Schaut euch einmal um! Auch heute noch ist der Jungfernstieg ein beliebter Treffpunkt: Welche persönlichen Erinnerungen und Erlebnisse verbindet ihr mit dem Jungfernstieg? Und wenn ihr nicht aus Hamburg kommt: Gibt es in eurer Nähe einen bekannten Ort, der für euch etwas ganz Besonderes bedeutet? Von der Reesendammbrücke gehen wir nun den Jungfernstieg entlang, vorbei am Alsterpavillon und dem Alsterhaus bis zur Straße Große Bleichen. Diese führt uns direkt zu unserer nächsten Station: dem Hanseviertel.
Hanseviertel
Hanseviertel - „boah, ich bin hier voll im Wunderland gelandet“
Das Hanseviertel ist ein Ort, an dem viele Eindrücke zusammenkommen. Es geht hier nicht nur um den Mangel in der DDR im Vergleich zum Überfluss im Westen, sondern vor allem um ganz persönliche Eindrücke und Erinnerungen: Erinnerungen an Gerüche, Eindrücke von Kindern und Erwachsenen, Eindrücke von der Großstadt im Gegensatz zum Dorf, Eindrücke, die überwältigten oder solche, die völlig erwartet daherkamen...
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Wir stehen vor dem Eingang des Hanseviertels. Das Gebäude ist mit Klinkern verkleidet und hat eine Glaskuppel. Hier könnt ihr bei jedem Wetter durch die überdachte Einkaufspassage bummeln. Als es 1980 eröffnet wurde, war das Hanseviertel eine Neuheit in Hamburgs Einkaufslandschaft. Es war umgeben von den teuersten Einkaufsstraßen der Stadt und hatte neben vielen Geschäften auch ein Hotel in der Passage. Beim Einkaufen sorgte ein Pianist für eine stimmungsvolle Atmosphäre und es gab Modenschauen und Akrobatikvorführungen. Das Hanseviertel und seine Umgebung stehen für Konsum: hier kann man fast alles kaufen und alles ist immer verfügbar. Das war ein starker Gegensatz zur DDR, in der es oft Mangel gab. Wenn dort etwas erhältlich war, waren es häufig nicht die Dinge, die man wirklich brauchte. Weil Charlottes und Grits Eltern nach einem abgelehnten Ausreiseantrag in politischer Haft saßen, lebten die damals neun- und sechzehnjährigen Geschwister bei ihrer Oma. Charlotte berichtet von ihren Eindrücken aus einer Kaufhalle in der DDR aus dem Jahr 1981. Audio Charlotte Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk hat den Westen mal mit einem Schaufenster verglichen, in das man aus der DDR hineinschaute. Aber wie gelang überhaupt der Blick aus der DDR in dieses Schaufenster? Wichtig war der Kontakt mit dem Westen, der durch Pakete und die darin enthaltenen Konsumartikel, Fernsehen, Zeitschriften und den persönlichen Austausch durch Briefe und Besuche von Verwandten und Freunden stattfand. Westpaket hieß es deshalb, weil viele Menschen in der DDR diese Pakete von ihren Verwandten aus dem Westen erhielten. Meist waren darin Produkte wie Kakao, Kaffee, Süßigkeiten, Ersatzteile, Strumpfhosen und vieles mehr zu finden — Dinge, die in der DDR nur schwierig zu bekommen oder sehr teuer waren. Dieser Warenaustausch war für die Stasi von hohem Interesse. Sie hat Westpakete besonders durchleuchtet und oft auch den Inhalt einbehalten. Natürlich haben auch Menschen aus der DDR Pakete zurückgeschickt. So wurde aus dem Westen ein Ort, zu dem viele eine Verbindung hatten. Nahezu alle Zeitzeuginnen und Zeitzeugen verbinden den Westen mit einem ganz besonderem Eindruck. Henriette und Wolfram, die beide aus politischer Haft freigekauft und mit Reisebussen über die Grenze gebracht wurden, lassen uns an ihren ersten Eindrücken vom Westen teilhaben. Audio Henriette Audio Wolfram Der Westen hinterließ auch bei Wolframs Sohn Sebastian einen besonderen Eindruck, den er ähnlich wie Henriette mit einem Westpaket verknüpft. Audio Sebastian Für Sebastian und Henriette ist der Westen also mit einem bestimmten Geruch verbunden, der ihnen vor allem aus einem Westpaket entgegenströmte. Das Westpaket war für viele Menschen ein Highlight. Während für Sebastian der Geruch verschwand, sobald er selbst im Westen war, nimmt ihn Charlotte bis heute wahr. Audio Charlotte Für Cornelia ist der Geruch des Westpakets ähnlich wie für Sebastian nur noch eine Erinnerung. Sie hat aber noch eine besondere Verbindung zu dem Geruch, die uns wieder zurück nach Hamburg bringt. Audio Cornelia Cornelia ist am 11. November 1989 in der Stadt angekommen, aus der ihre Westpakete stammten. Für die Flucht hatte sie den Fernseher in ihrer Wohnung schon abgebaut und dadurch den Mauerfall zwei Tage zuvor gar nicht mitbekommen. So wurde aus ihrer geplanten Flucht eine Reise in ein neues Leben im Westen. In Hamburg kam Cornelia zunächst bei ihrer Familie unter. Ihr Cousin zeigte ihr die Stadt und führte sie ins Hanseviertel. Von den ersten Eindrücken dieses Besuchs erzählt Cornelia uns jetzt. Audio Cornelia Cornelia war nicht sonderlich beeindruckt von dem, was sie im Hanseviertel sah. Alles war, wie sie es erwartet hatte. Ganz anders sind die ersten Eindrücke von Sarah Victoria, die Anfang Oktober 1989 als Fünfjährige mit ihrer Familie in Hamburg ankam. Für sie ist der erste Blick in ein Schaufenster im Westen direkt nach ihrer Ankunft mit einem Gefühl von Freiheit verbunden. Audio Sarah Victoria Auch Charlotte war bei ihrer Ankunft 1981 in Hamburg noch ein Kind. Nachdem ihre Eltern im Sommer 1981 aus der politischen Haft freigekauft worden waren, durften Charlotte und ihre sechzehnjährige Schwester Grit am 23. Dezember 1981 ihren Eltern nach Hamburg folgen. Charlotte schildert die Eindrücke eines Kiosksbesuchs mit ihrem Vater und wie überwältigt sie von der Auswahl dort war. Audio Charlotte/ Grit Günter, der 1967 nach seiner Flucht über die grüne Grenze in Hamburg eintraf, war bei seiner Ankunft zwar bereits ein junger Mann, aber nicht weniger überwältigt vom Angebot in den Geschäften. Audio Günter Günter spricht hier nicht nur davon, dass man in der DDR selten das haben konnte, was man wollte. Er vergleicht die Eindrücke der Großstadt im Westen mit dem Leben in dem kleinen Dorf bei Duderstadt. Sarah Victoria, die aus einer Kleinstadt nach Hamburg kam, sieht das ähnlich. Audio Sarah Victoria Auch wenn die ersten Eindrücke viel mit Konsum zu tun hatten, ist es für Charlotte wichtig darauf hinzuweisen, dass dies nie der Grund war, warum ihre Eltern in den Westen wollten, obwohl ihnen das oft unterstellt wurde. Audio Grit Ähnlich erging es Evelin. Nach einem abgelehnten Ausreiseantrag und vielen Jahren, in denen sie und ihr Hamburger Verlobter Peter nur eine Beziehung auf Distanz führen konnten, gelang Evelin im Jahr 1973 die Flucht aus der DDR. Peter fuhr den Fluchtwagen und Evelin versteckte sich, mittlerweile schon schwanger, im Kofferraum. Später in Hamburg, auf der Arbeitsstelle, wurde ihr aber oft unterstellt, dass sie nur wegen des Wohlstands in den Westen gekommen sei. Audio Evelin Durch die Erinnerungen der Menschen, die wir gerade gehört haben, wird das Hanseviertel zu einem Ort, an dem viele Eindrücke zusammenkommen. Es geht hier nicht nur um den Mangel in der DDR im Vergleich zum Überfluss im Westen, sondern vor allem um ganz persönliche Eindrücke und Erinnerungen: Erinnerungen an Gerüche, Eindrücke von Kindern und Erwachsenen, Eindrücke von der Großstadt im Gegensatz zum Dorf, Eindrücke, die überwältigten oder solche, die völlig erwartet daherkamen. Im Song „Im Sommer ´89“ der Band Kettcar aus dem Jahr 2015 heißt es: „Sie kamen für Kiwis und Bananen. Für Grundgesetz und freie Wahlen. Für Immobilien ohne Wert. Sie kamen für Udo Lindenberg…“. Mit „sie“ sind unter anderem auch die Menschen gemeint, die wir gerade gehört haben. Charlotte sagt, dass das Thema des „Wirtschaftsflüchtlings“ sie schon 1981 als Kind beschäftigt hat. Auch wenn wir heute über Flucht und Ankommen sprechen, werden solche Begriffe immer noch verwendet. Aber wer entscheidet eigentlich, aus welchen Gründen es okay ist zu fliehen? Kann es nicht auch ein Grund sein, dass wir Donald-Duck-Comics, Schaumküsse und Benjamin-Blümchen-Kassetten haben möchten und uns kaufen können? Und vor allem: Wer entscheidet, wer Zugang dazu haben sollte und wer nicht? Was meint ihr: Leben wir in einem „Konsumwunderland“? Hier endet schon die erste Tour des Audiowalks. Macht doch gerne eine kleine Pause rund ums Hanseviertel und erkundet die Umgebung. Wenn ihr Lust auf die zweite Tour des Audiowalks habt, freuen wir uns, wenn ihr mit uns in den Hamburger Osten fahrt. Dort werdet ihr mehr über die Lettow-Vorbeck-Kaserne erfahren und warum sie ein wichtiger Ort des Ankommens für Gitte, Manfred und Marlen war.